Schachverein Freital e.V. 
111 Jahre Schachgeschichte im Plauenschen Grund und der Freitaler Region

25 wirklich witzige Geschichten...     

Weggeputzt nach russischer Art

Der Kabarettist Matthias Deutschmann ist ein guter Schachspieler. Früher saß er sogar in der Bundesliga am Brett. Als er während einer Russlandreise im Jahr 1983 seine Kenntnisse mal etwas vertiefen wollte, ging Deutschmann mit seinem Freund Gerhard Kiefer, ebenfalls ein Bundesligaspieler, zum berühmten Tschigorin Schachclub im damaligen Leningrad. An jenem Tag war dort aber keiner mehr anwesend, erst recht kein Großmeister. "Nur eine Frau, die geputzt hat" erinnert sich Deutschmann. Netterweise habe sich die Putzfrau für zwei Partien angeboten. Erst war Kiefer dran - und wurde schnell abgefegt! "Wir haben uns totgelacht", sagt Deutschmann, "Ich habe danach immerhin ein Remis geschafft!"

Die Posaunen vom Dresdner Hammerweg

Am zweiten Adventssonntag des Jahres 2014 stand in der 3.Runde der Stadtliga das Duell zwischen den Teams der Justizvollzugsanstalt Dresden und Priestewitz 2 auf dem Programm. Im Vorfeld hatte die JVA-Mannschaft unglaubliche 13 Siege eingefahren und wollte nun diese Serie ausbauen. JVA Team-Chef Heinz Gappel berichtet von den Geschehnissen: "An diesem Tag allerdings sah die Situation für die JVA, durch arg trostloses Geschiebe, doch recht traurig aus. Schon nach der ersten Stunde konnte eigentlich nur noch ein Wunder helfen. Und so kam es...Zur völligen Überraschung aller ertönten Punkt 10.00 Uhr plötzlich lautstark bekannte Weihnachtsmelodien. Während alle das erste Musikstück noch mit einem Kopfnicken oder Stirnrunzeln kommentierten, steigerte sich die Geschichte mit fortschreitender Zeitdauer. Die Posaunisten bliesen was das Zeug hielt und machten dem Standort am Hammerweg symbolisch alle Ehre. Hier die Besinnlichkeit am Schachbrett behalten zu können, war nun die wahre Herausforderung. Ob jetzt die Musik die JVA Spieler zusätzlich motivierte oder den Gegner eher verwirrte, lässt sich bis heute nicht klar sagen, aber wie von Zauberhand veränderten sich die festgefahrenen Strukturen auf den Brettern zum Positiven und das Ruder konnte noch herumgerissen werden. Wie sich später herausstellte, hatte das "Wunder" tatsächlich ein wenig mit göttlichem Beistand zu tun. Für den Adventsgottesdienst hatte die hiesige Seelsorge nämlich spontan einen Posaunenchor organisiert. Leider war die Veranstaltung aber nicht bis zu den Schachspielern durchgedrungen, so dass die Überraschung dann auch wirklich überraschend kam. Nun auf alle Fälle hat es funktioniert und seit dieser Zeit haben wir diverse Blechbläser immer abspielbereit dabei, für andere ausweglose Situationen..." 

Bogoljubow überflüssig

Großmeister Bogoljubow spielte einmal in einem kleinen Ort in der Schweiz simultan. Natürlich wurde der Fotograf geholt, um dieses Ereignis im Bild festzuhalten. Vorn stand der Großmeister, dann folgten in langer Reihe die Simultanspieler. Wie erstaunt waren aber die Schachspieler, als beim Aushängen der Bilder von Bogoljubow nichts zu sehen war. Als der Fotograf deswegen zur Rede gestellt wurde, lautete seine Erklärung: "Ach den Dicken da mit dem Bierglas, den habe ich wegretuschiert, der hatte ja damit gar nichts zu tun".

Schachhumor aus dem 19.Jahrhundert

Die Auflösung eines Schachklubs erfolgt, wenn derselbe aus nur noch einem Mitglied besteht. Unter diesem wird das vorhandene Inventar (Spiele, Bretter, Bücher etc.) verauktioniert und der Erlös samt dem Kassenbestand oder Defizit dem einen Mitgliede in Anerkennung seiner Ausdauer feierlichst überreicht.

Suchmeldung

Vor gut hundert Jahren wurde Schachfreund Wilhelm Steinitz zuletzt gesehen. Seine Ehefrau gibt an, dass ihr Mann schon öfters zum Zigarettenholen gegangen sei, tatsächlich aber an Schachturnieren teilgenommen habe, jedesmal aber nach längerer Zeit zurückgekehrt sei. Sie habe sich deshalb zunächst keine Sorgen gemacht, sei in den letzten Jahren aber doch etwas unruhig geworden. Auch müsse der Müll einmal rausgebracht werden. Irgendwie vermisse sie ihren Mann. Wir fragen: Wer hat den benannten Wilhelm Steinitz zuletzt gesehen? Der Gesuchte spielt das Königsgambit mit 3.d4 und hält den Bauern auf a2 für den wertvollsten Stein auf dem Schachbrett. In der Spanischen Partie zieht er nach 3.Lb5 regelmäßig d6 und wundert sich über seine gedrückte Stellung, empfiehlt diese Spielweise dennoch jedermann. Wenn er mal getrunken hat, halluziniert er von einem gewissen Lasker, dem er es schon noch zeigen werde. Sachdienstliche Hinweise nimmt jede Schachdienstelle entgegen.

Schachspieler kommen nicht in den Himmel

Gemeinsame Sieger des Karlsbader Turniers 1923 wurden Aljechin, Bogoljubow und Maroczy. In gehobener Stimmung war man beim Abschlussbankett, hielt Tischreden und erzählte "Histörchen". So meldete sich auch Aljechin zu Wort: "Ich träumte letzte Nacht, ich sei gestorben und vor dem Himmelstor angekommen. Dort fragte mich Petrus nach meinem Beruf. "Schachspieler" war meine Antwort. Schachspieler kämen nicht in den Himmel, erklärte mir Petrus. Doch bevor er das Himmelstor wieder schließen konnte, erkannte ich dort zwischen all den Engeln einen korpulenten Herrn, der verdächtige Ähnlichkeit mit Bogoljubow hatte. "Und was macht der da?" fragte ich den heiligen Mann. Ach, winkte Petrus ab, der glaubt doch nur, er könne Schach spielen."

Betrunkener Großmeister schläft am Schachbrett ein

Chennai. Vladislav Tkachiev hat sich bei einem Turnier im indischen Kolkata selbst schachmatt gesetzt. Der in Moskau geborene Wahl-Franzose kam dermaßen betrunken zu seinem Duell gegen den einheimischen Praveen Kumar, dass er sich kaum auf dem Stuhl halten konnte und nach elf Zügen mit dem Kopf auf dem Tisch einschlief. Fotos zeigten, wie die Veranstalter vergeblich versuchten, den sanft schlummernden Europameister von 2007 zu wecken. Er verlor das Duell, weil der 35-jährige das Zeitlimit von 90 Minuten überschritt. Der Ausrichter verwarnte ihn, lies den Großmeister aber weiter am Turnier teilnehmen.

Inkognito

Nachdem Aljechin den Weltmeistertitel von Capablanca erobert hatte, verbrachte der Ex-Champion einen Teil seiner Freizeit in einem Pariser Café. Freunde, Bekannte und andere kamen oft vorbei, um mit dem charismatischen Capablanca zu plaudern oder eine Partie zu spielen. Eines Tages, als Capablanca gerade Kaffee trank und Zeitung las, kam ein Fremder zu ihm an den Tisch, deutete auf ein Schachspiel und gab zu verstehen, dass er bereit wäre zu spielen, wenn Capablanca einverstanden sei. Das Gesicht Capablancas erhellte sich. Er faltete die Zeitung zusammen, baute die Figuren auf, steckte dabei aber seine Dame ein. Sein Gegner (der offenbar keinen Schimmer hatte, wem er gegenüber saß) reagierte leicht verärgert und meinte trocken: "Hey! Sie kennen mich ja gar nicht! Ich werde Sie schlagen!" Capablanca erwiderte leise mit einem höflichen Lächeln: "Wenn Sie mich schlagen könnten, würde ich Sie kennen."

Die Zigarren des Weltmeisters

Während des Weltmeisterschaftskampfes zwischen Lasker und Steinitz im Jahre 1894 hatte Lasker von einem ihn verehrenden Anhänger ein Kistchen feinster Zigarren geschenkt bekommen. Nachdem Lasker das Match siegreich beendet hatte, gratulierte ihm dieser Fan und brachte sich gleichzeitig in Erinnerung, indem er den neuen Weltmeister fragte, ob ihm die besagten Zigarren auch ein wenig geholfen hätten, den Kampf zu gewinnen. "Selbstverständlich haben sie dazu beigetragen", antwortete Lasker, "Sie hatten sogar eine prachtvolle Idee." "So gut sind sie gewesen?" ließ der Fan nicht locker. "Das weiß ich nicht", präzisierte der Weltmeister, "ich habe sie nach und nach Steinitz angeboten. Ich selbst habe andere geraucht."

Tals Gedächtnis

Während der 24. UdSSR-Schachmeisterschaft in Moskau versuchte Aivar Gisplis, das phänomenale Gedächtnis seines Landsmannes Michail Tal zu testen, indem er ihm eine Fangfrage stellte: "Mischa, kannst Du dich vielleicht erinnern, welche Variante des Damengambits Keres als Weißer gegen Boleslawski in der dritten Runde beim 20. Championat gespielt hat?" Tal runzelte die Stirn. "Willst Du mich auf den Arm nehmen? Diese Partie wurde nicht in der dritten sondern erst in der letzten Runde ausgetragen. Außerdem hatte Boleslawski Weiß und nicht Keres." Und schließlich: "Es wurde kein Damengambit gespielt, sondern ein geschlossener Spanier!"

Sportberichterstattung

In den zwanziger Jahren nahm der Hamburger Meisterspieler Paul Krüger an einem kleinen Lokalturnier teil und wurde vom Reporter des Lokalzeitung interviewt. Es stellte sich heraus, dass der Mann von der schreibenden Zunft keine Ahnung hatte vom Schach. Krüger ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, ihn richtig hereinzulegen. Die Abonnenten des Blättchens konnten am nächsten Tag zu ihrem Erstaunen folgendes lesen: " Die spannendste Partie der gestrigen Runde wurde zwischen dem Hamburger Meister Krüger und unserem Spitzenspieler M. ausgetragen. M. eröffnete als Anziehender diesmal mit den schwarzen Steinen. Der Gast parierte mit der gefürchteten Königstigervariante des Damenspiels, und es gelang ihm, den König frühzeitig ins Spiel zu bringen. In einer Serie kraftvoller Züge griff der weiße König die schwarze Dame an, jagte sie über das Schachbrett und lockte sie schließlich in eine Falle."

Ein Autogramm von Viktor dem "Schrecklichen"

Im Jahr 2006 kam es in der 5.Runde der Schweizer Liga zu einem Duell zwischen IM Frank Zeller und Großmeister Viktor Kortschnoi. Frank Zeller berichtet: "Da in der Schweiz die Bretter getauscht werden können, war es nicht ganz sicher, ob ich gegen ihn spielen würde, aber für alle Fälle nahm ich ein Buch von ihm mit zur Partie, in der Hoffnung, dass er es mir danach signieren würde. Und tatsächlich - als die Runde begann, saß mir Viktor "Der Schreckliche" persönlich gegenüber. Allerdings war von vornherein klar, dass ich seine Unterschrift nur bekommen würde, wenn ich die Partie verlöre. Meine Frau, die als Psychotherapeutin arbeitet, meinte später, dass hier wohl schon der Grund für meine spätere Niederlage zu suchen sei, denn obwohl ich (mit dem Königsgambit) eine totale Gewinnstellung erreichte, entglitt mir die Stellung in Zeitnot völlig und am Ende musste ich nach 61 Zügen die Waffen strecken. "Du musstest verlieren um Dein Autogramm zu bekommen!", bemerkte meine Frau trocken. Nachdem ich aufgab, war Kortschnoi dann auch gerne bereit, mein Buch zu signieren. Nicht allerdings, ohne einen kleinen Seitenhieb mitzuschicken. Denn er schrieb: "Für Frank Zeller in Erinnerung an eine total gewonnene Stellung!"

Wie gewonnen so zerronnen

Der in Prag geborene Weltmeister Wilhelm Steinitz (1836-1900) spielte um seine finanzielle Lage zu verbessern regelmäßig in London in einem Kaffeehaus Schach-Schnellpartien um Geld. Die Beträge waren höher wie damals in Wien, oft handelte es sich um ein englisches Pfund. Ein englischer Geschäftsmann, der sehr schwach spielte und ständig verlor, war einer seiner Dauerkunden. Daher überlegte sich einer von Steinitz's Freunden, nachdem sich dieser Spielverlauf wochenlang wiederholte, ob es nicht ratsamer wäre, den wohlhabenden Spielpartner auch einmal gewinnen zu lassen, bevor dieser das Interesse am Schachspielen mit dem Weltmeister verliere und damit auch seinen besten Kunden. Da Steinitz diese Überlegung für sinnvoll hielt, beschloss er die nächste Partie zu verlieren. Er stellte in diesem Spiel seine ungedeckte Dame dem Gegner entgegen. Nach sechs weiteren Zügen bemerkte er es und schlug die Dame. Daraufhin gab Steinitz auf und schob die Schachfiguren zusammen und fing an, sie für das nächste Spiel aufzustellen. Der Gegner wollte davon allerdings nichts mehr wissen und schrie: "Ich habe den Weltmeister besiegt! Ich habe den Weltmeister besiegt", und rannte aus dem Kaffeehaus und ist dort nie mehr wieder aufgetaucht.

Die Dreieinigkeit des Schachs

Einmal fragte ein junger Meister einen Kollegen: "Was meinen Sie, ist Schach Kunst, Sport oder Zeitverschwendung?"
"Das hängt davon ab, wer spielt. Wenn Smyslow spielt, ist es Kunst, wenn ich spiele ist es Sport, wenn Sie spielen, ist es Zeitverschwendung!"

Und sie heißen sicher nicht Erenburg ?

Vor ungefähr 10 Jahren traf ich, GM Evgeny Postny, in der israelischen Liga mit den schwarzen Steinen auf Semon Dvoirys, einen russischen Großmeister, der für seine Hingabe zum Schach, aber auch für eine gewisse, liebenswerte Schrulligkeit bekannt ist. Wie sich später herausstellte, war er davon ausgegangen, nicht auf mich, sondern auf meinen guten Freund, GM Sergey Erenburg zu treffen. Doch in der israelischen Liga ist es möglich, die Brettreihenfolge beliebig zu verändern. Sergey und ich tauschten die Positionen und so saß ich also Dvoirys gegenüber. Als ich Platz nahm, blickte mich mein Gegner irritiert an und fragte: "Ihr Name ist Erenburg, oder?". Ich war verblüfft, denn Dvoirys hatte sowohl schon gegen mich als auch gegen Erenburg gespielt, und antwortete, dass ich Evgeny Postny sei. Dvoirys schüttelte ungläubig den Kopf und eröffnete die Partie schließlich sehr energisch mit 1.e4. Zu jeder Zeit spielte Erenburg mit Schwarz ausschließlich die Caro-Kann Verteidigung auf diesen Zug, während ich ein etwas breiteres Repertoire hatte, doch Caro-Kann gehörte auch dazu. Ich dachte einige Momente nach und antwortete schließlich - ebenfalls mit Caro-Kann. Dvoirys erstarrte, blickte mich mit durchdringendem Blick an und fragte eindringlich: "Sind Sie sicher, dass Sie nicht Erenburg sind?"

 Steinitz's Spielstil

Nicht bei allen Zeitgenossen von Wilhelm Steinitz stieß sein Spielstil auf Verständnis. Es wurde viel darüber geredet. Sein Widersacher Henry Edward Bird (1830-1908) versuchte einmal den Erfolg des ersten Schachweltmeisters zu erklären: "Geben Sie den Inhalt einer Schachtel mit Schachfiguren in einen Hut, schütteln Sie kräftig und gießen Sie das Ganze aus einem halben Meter Höhe auf das Schachbrett. Dann haben Sie den Stil von Steinitz." 

 Sämisch und das liebe Geld

Sämisch, ein Lebenskünstler ohnegleichen, da er mit nichts seinen Lebensunterhalt zu bestreiten wusste (oder musste), hatte nach dem Krieg ein bescheidenes Auskommen als Schachprofi, indem er Partien in einem Mannschaftswettbewerb gegen Geld bestritt. Er wurde sofort pro Zug bezahlt, d. h. nach jedem seiner Züge bekam er eine Mark. Der Mannschaftsführer saß neben ihm und legte tatsächlich nach jedem von Sämisch gemachten Zug eine Münze auf den Tisch. Allerdings ging dem Zahlmeister das Münzgeld aus. Und Sämisch zog nicht mehr. Eiligst konnte ein Schein gewechselt, der letzte Zug abgeholt werden. Nachdem nun eine Mark mehr auf dem Stapel lag, erwachte der Meister und spielte seinen nächsten Zug.

Remis?

In Zürich 1953 soll zwischen Miguel Najdorf und Boleslawski während ihrer Turnierpartie folgende Unterhaltung stattgefunden haben: Najdorf: "Remis?"
Boleslawski: "Nein!"
Najdorf (nach einigem Nachdenken): "Spielen Sie auf Gewinn?"
Boleslawski: "Nein!"
Najdorf (schnell): "Also doch Remis?"
Boleslawski: "Nein!"
Najdorf: "Spielen Sie auf Verlust?"
Boleslawski: "Nein!"
Najdorf: "Ja, was wollen Sie denn?"
Boleslawski: "Spielen!"

Einladung

Monaco organisierte 1967 ein gewaltiges Meisterturnier bei dem die Veranstalter alles daran setzten, nur die besten Spieler zu bekommen.
Sie telegrafierten folgendes den USA-Verband: "Laden zwei Großmeister ein - einer davon Fischer!"
Was während des Turniers tatsächlich geschah, wurde der Öffentlichkeit verschwiegen.
Im Jahr darauf bekam der USA-Verband erneut ein Telegramm - diesmal lautete es:
"Lade zwei Großmeister ein - keiner davon Fischer!"

Die größte Sorge von Frau F.

Im August des Jahres 2003 beschloss Andreas Steger seinen Urlaub mit Schach zu verbinden. Angeboten hatte sich dazu die 19. Auflage des Faakersee-Opens in Latschach, einer Ortschaft in Kärnten. Die wärmste Zeit des Jahres 2003 ging als Jahrhundertsommer in die Geschichte der Wetteraufzeichnung ein. Das bekam man auch im Spielsaal zu spüren.
"Nach einer Marathonpartie in der zweiten Runde war bei mir irgendwie die Luft draußen. Und so folgten drei Niederlagen in Folge. In der fünften Runde wurde mir eine Gegnerin zugelost, und es entstand ein Spielchen, das mir noch lange in Erinnerung blieb. Sie hieß Pauline Fauland. Der Name war mir ein Begriff, haben doch die Österreicher einen internationalen Meister mit diesem Namen, und zwar Alexander Fauland. Daran, ob die beiden verwandt sein könnten, verschwendete ich keinen Gedanken.
Pauline Fauland gehörte zu den Damen des älteren Semesters, kam jedoch mit jugendlichem Elan auf mich zu und führte die ersten Züge mit großer Entschlossenheit aus. Sie wirkte dabei aber etwas hektisch, und kaum hatte sie einen Zug ausgeführt,  schubste sie gewiss ein halbes Dutzend Mal mit dem Ellenbogen ihr Partieformular zu Boden, was dazu führte, dass ich mir ein verstecktes Schmunzeln nicht verkneifen konnte. Als ich im 36. Zug meinen b-Bauern zwei Felder nach vorne bewegte, ergriff sie die Gelegenheit, meinen Bauern en passant vom Brett zu entfernen. Doch kaum hatte ich den Bauern zurückgenommen, trafen sich unsere Blicke. Ich bemerkte, dass sie mich mit großen Augen  anschaute, und zwar so, als hätte sie einen Protest meinerseits erwartet. „Waaas? Haben’S gwusst, dass man den Bauern so schlagen kann?“, worauf ich erwiderte: „Ich dachte eigentlich schon, dass das geht…“Als sich einige Züge später ihre Niederlage abzeichnete, begann sie plötzlich Interesse an meinem Notationsformular zu zeigen. Mit strengem Ton fragte sie mich: „Haben’S meinen Vornamen auch aufgeschrieben? Ich heiße Pauline! Das müssen’S machen, sonst meint man, Sie hätten gegen meinen Sohn gewonnen!“ Und mit einiger Verblüffung war mir plötzlich bewusst, dass es sich doch um keine zufällige Namensgleichheit handelte…"

Im Vorübergehen

Zum wiederholten Mal fand ein Wettkampf zwischen der Mannschaft eines Schachvereins und der eines Psychiatrisches Krankenhaus mit Ärzten und Patienten statt, wobei nicht immer der Schachverein siegte!
Während des Spiels schlug ein Mitglied des Schachvereins einen Bauern seines Gegners “en passant”. Jener stutzte und fragte, was dies bedeuten solle. Sein Kontrahent erklärte ihm, dass ein ganz regulärer Zug stattgefunden habe. Doch er ließ sich davon nicht überzeugen und sagte: ”En passant! En passant! Nee, nee! Es mag sein, dass wir alle hier verrückt sind, aber sooo verrückt sind wir nun doch nicht. Stellen Sie nun den Bauern wieder hin!”.

Proportional

Einmal spielte David Bronstein gegen den späteren Weltmeister Wassili Smyslow nach nur zwölf Zügen  remis. Ein hoher Funktionär stellte ihn wütend zur Rede. Sie hätten weiterspielen sollen, schließlich erhalten sie Zahlungen vom Sowjetischen Schachverband! Bronsteins Konter wurde zu einem Klassiker der sowjetischen Schachszene: "Glauben Sie wirklich, dass ich für nur drei Rubel am Tag Smyslow angreifen werde?"

Der Optimist

In den 80er Jahren hatten wir eine recht erfolgreiche Mannschaft , die immerhin den Einzug in die Oberliga schaffte. In unseren Reihen befand sich ein älterer Spieler, der in den 60-er Jahren zu den besseren seiner Art zählte. Noch immer glaubte er fest daran, in jeder Partie klar auf Gewinn zu stehen. Das war aber nicht immer so - eher immer seltener . Zu dieser Zeit gab es noch die berüchtigten "Hängepartien". So kam es in einem Kampf gegen einen aus der Frankfurter Umgebung spielenden Verein, dass er eine Hängepartie mit schlechter Stellung abbrechen musste. Sein unbändiger Ehrgeiz verbot ihm aufzugeben.
Während der ganzen Rückfahrt jammerte er nur, dass der "Bub" (- sein Gegner, der bestimmt 5-10 Jahre älter war als er ) überhaupt nichts gesehen habe und jetzt durch Zufall besser stünde. Objektiv war die Partie verloren.
Am Tag, an dem die Partie an unserem Vereinsabend fortgesetzt werden sollte, erschien weder er noch sein Gegner. Wir waren schon leicht besorgt, denn draußen schneite es bereits. Um 20:10 h wurde ich als MF zum Telefon gerufen. ER war dran. "Also, ich wollte nur sagen, dass ich aufgegeben habe. Der Bub hat angerufen und gefleht, ob er bei dem Sauwetter kommen muss. Da hatte ich dann Mitleid und habe aufgegeben." Gut- ich lobte ihn und sagte so nebenbei: "Naja- war ja eh zu 90 Prozent im Eimer". Daraufhin hörte ich nur noch Schnaufen aus dem Hörer und hatte schon Bedenken, ihm sei etwas passiert.
Endlich - nach knapp einer halben Minute, vernahm ich: "A-c-h-t-z-i-g !!! ". Dann wurde der Hörer aufgeknallt, dass es noch Stunden in meinen Ohren dröhnte.

Schach-Musik

Der Komponist Max Reger saß im Gasthaus, wo eine Kapelle spielte, und rief den Ober: "Herr Ober, spielt die Kapelle auch Wünsche der Gäste?" "Gewiss, was soll die Kapelle für sie spielen?" "Am liebsten wäre mir, wenn die Kapelle Schach spielt, bis ich mit dem Essen fertig bin."

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Beim legendären Turnier in Bled 1931, wo Aljechin den glanzvollsten Sieg seiner Laufbahn errang, kam es zu einem peinlichen Zwischenfall. Die Partie Kostic-Kashdan war in ein kompliziertes Endspiel übergegangen, wo ein amerikanischer Turm einen jugoslawischen Springer am Brettrand festgenagelt hatte und zu erobern drohte. Für längere Zeit zog sich dann Kostic auf das stille Örtchen zurück. Plötzlich verbreitete sich die Nachricht, dass er dort überrascht worden sei und jemand gesehen habe, wie sich Kostic eines Taschenschachs bediente um die laufende Partie zu analysieren. Die Turnierleitung beschloss, dass sie keine drakonischen Maßnahmen einleiten wollen. Nach einer Verwarnung wurde die Partie weiter gespielt und endete am Schluss mit Remis. Ein paar Runden später kam es zu einem lustigen Nachspiel. Als Tartakower das nämliche Örtchen aufsuchen wollte, waren alle Lokalitäten besetzt. Er rüttelte an den Türen und rief aufgebracht: "Verflixt, überall Kostic!"