Schachverein Freital e.V. 
111 Jahre Schachgeschichte im Plauenschen Grund und der Freitaler Region

Artikel aus unserem Buch
108 Jahre Schach im Plauenschen Grund und der Freitaler Region - 30 Jahre Schachverein Freital e.V.
( Seite 5-6 )


Von der Gründung bis in die 1950er Jahre

Der Schachverein Plauenscher Grund wird im Oktober 1913 in Döhlen (Ersterwähnung 1206 - heute Freitaler Stadtteil) als Arbeiterschachverein gegründet.                                                                                                  Es ist eine spannende Zeit im sächsischen Schach! 1892 und 1926 finden in Dresden die Kongresse des Deutschen Schachbundes mit den Siegern Dr. Siegbert Tarrasch und Aaron Nimzowitsch statt.                  Und überhaupt…Deutschland ist Weltmeister! Emanuel Lasker trägt seit mittlerweile 19 Jahren die Krone.
Die Gründung fällt in eine Findungsphase des Arbeiterschachs. Während eine Seite, darunter auch der Herausgeber der Deutschen Arbeiter-Schachzeitung, von Wingefeld, „einfach“ nur spielen wollen, gibt es eine andere Strömung, die im Schachspiel eine Waffe im Klassenkampf sehen. Ein Wegweiser, in welche Richtung sich die Dinge entwickeln werden, ist die Wahl des ersten Vorsitzenden des im Frühjahr 1912 gegründeten Deutschen Arbeiterschachbundes (DASB). Mit Robert Oehlschläger, dem Gründer des ersten Arbeiterschachvereins (1903) in Deutschland, übernimmt ein Genosse das Zepter.
In der Bundesvorstandssitzung am 20.Juni 1914 tritt unser Schachverein, als einer der Ersten in der Dresdner Umgebung, dem Deutschen Arbeiterschachbund bei. Dies ist insofern interessant, da der Dresdner Arbeiterschachklub, als größter Dresdner Verein, weiter neutral bleibt. Zu finden war man nun im 6. Kreis (Freistaat Sachsen und Altenburg) und 4. Bezirk (Freital). Zu damaliger Zeit war der Kreis dem Bezirk übergeordnet.
Erster Vorsitzender wird der Döhlener Friseurmeister Kurt Böttcher. Ein Liebhaber des Schachspiels, in dessen Laden immer ein Schachspiel zu Verkürzung der Wartezeit bereitsteht. Anfang der 20er ist jener auch beteiligt an der Bildung von Schachabteilungen in Leuben, Neustadt, Weinböhla und Radebeul. Später führt Richard Birndt das Amt aus.
Ein weiterer mit dem Freitaler Schach eng verbundener Name ist der, des Augenarztes Dr. Hugo Göring (Tochter Helga Göring-DDR Schauspielerin). Um 1910 noch Vereinsvorsitzender des in Helmerts Konditorei spielenden Meißner Schachvereins, fördert er später vielfältige Aktivitäten in der Freitaler Region. Wohnhaft war er zur damaligen Zeit auf der Unteren Dresdner Straße, seit seinem Tod 1928 ist seine letzte Ruhestätte auf dem Johannesfriedhof in Dresden-Tolkewitz.
Einen Monat nach dem Beitritt zum DASB beginnt der 1.Weltkrieg und damit wird die hoffnungsvolle Entwicklung im Arbeiterschach gebremst. Die Einschnitte sind so schwerwiegend, dass die Bewegung nach dem Ende des Krieges vor einem Neuanfang steht. Weiterhin ungeklärt ist auch die politische Ausrichtung des DASB. Das von der Sozialdemokratie dominierte Arbeiterschach steht schon auf dem Boden des proletarischen Klassenkampfes, sieht aber in den Kommunisten ihren Hauptfeind. Dieses Zerwürfnis wird später, wie in der „großen" Politik, noch enorme Probleme heraufbeschwören.                                                Im Jahr 1919 aber kann man in der Arbeiter-Schachzeitung lesen, dass in Döhlen der Spielbetrieb wieder aufgenommen wurde.
Gerade in den Jahren nach der Gründung der Stadt Freital (entstand am 01.Oktober 1921 aus den Gemeinden Döhlen, Deuben und Potschappel) gab es viele Spiellokale in verschiedenen Stadtteilen, so dass an jedem Wochentag Schach gespielt werden konnte. Stellvertretend sollen hier genannt werden die Restaurants Hempel, Böhme, "Zur Linde" und das noch bis 2016 geöffnete Lokal "Krug zum grünen Kranze".                                                                                                                                                                  Auf der ordentlichen Hauptversammlung im Januar 1922 zeigt man sich sehr zufrieden mit der Entwicklung des Vereins. Erfreulich sei der aktuelle Mitgliederbestand von 79 Schachspielern, wie auch die finanziellen Rücklagen mit 708,80 Mark Barvermögen und ca.4000 Mark Inventarbestand. Der monatliche Beitrag betrug zu dieser Zeit 3,- Mark.
Das 10-jährige Bestehen des Vereins feiert man dann in der bekannten Freitaler Gaststätte „Hopfenblüte", ebenfalls ein Spiellokal.  Aus der Festrede kann man entnehmen, dass der Verein durch die Initiative von       5 Gründungsmitgliedern entstand und nun mittlerweile weit über 100 Mitglieder zählte.                                   Dem nach wie vor amtierenden Vorsitzenden Kurt Böttcher wird hier für sein Engagement herzlich gedankt. Das Jahr 1923 ist auch sportlich ein gutes Jahr zum Feiern. Hinter Dresden und Bautzen gelingt den Freitaler Schachspielern ein herausragender 3. Platz bei den Bezirksmannschaftsmeisterschaften. Im Jahr 1928 kann man diesen Erfolg wiederholen.                                                                                                                        Die gute Stimmung ist schon interessant, da gerade andere Vereine in diesen Jahren, durch die Hyperinflation 1923 (ein Figurensatz kostet nun mehrere Millionen Mark) und die sich anbahnende Weltwirtschaftskrise, erhebliche Probleme nicht nur bei der Mitgliederentwicklung haben.                          Vergleichskämpfe stehen schon seit der Gründung auf der Tagesordnung. Zumeist sind es Spielpartner aus der näheren Umgebung, wie aus Rabenau oder Wurgwitz.
1925 steht dann ein besonderer Test an. Im Sinne des proletarischen Internationalismus sucht man Kontakt zu ausländischen Genossen. So macht man sich erst mit der Bahn bis Kipsdorf und dann knapp 30 km! zu Fuß, das Spielmaterial im Rucksack, nach Teplice auf. Den Vergleich gegen die tschechischen Genossen gewinnen die Freitaler 10:4.
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